„Die D-Jugend ist aus Leistungssicht ein Grenzbereich“

Interview mit unserem Jugendtrainer Andre Menke. 

DSC-INSIDE: „Andre, warum hast du angefangen, als Trainer zu arbeiten?“

Andre Menke: „Ich wurde gefragt. Mein Einstieg ist glaube ich so, wie bei fast allen anderen Trainern auch. Ich habe in der Jugend in Dahl/Dörenhagen gespielt und wurde gefragt, ob ich die F-Jugend übernehmen möchte.“

INSIDE: „Hast du sofort zugesagt?“

Menke: „Ich habe es mir erst einmal angeschaut. Mit 16 oder 17 Jahren kann man sich noch nicht vorstellen, was dort passiert. So viel jünger sind die Kinder dann ja auch noch nicht. Aber ich habe es ausprobiert und meine Erfahrungen gesammelt. Am Anfang war es komisch, aber der Spaß kam sehr schnell. Daher wollte ich weitermachen.“

INSIDE: „Was sind das für Erfahrungen? Mit 16 Jahren klare Anweisungen zu geben?“

Menke: „Zum Beispiel. Wie sollte ich vor den Kindern auftreten? Wie reagieren die Kinder und die Eltern, wenn ich eine Ansage mache oder auch mal strenger bin? Natürlich ist die Unsicherheit da. Im Nachhinein weiß ich jetzt, dass ich zu viel habe durchgehen lassen. Das ist ein Lernprozess (lacht).“

INSIDE: „Ist das Muster überall gleich?“

Menke: „Nein. Es kommt immer auf die Gruppe an. Bei Dahl/ Dörenhagen gab es eine Jugendmannschaft mit 20 Kindern, die ich oft auch alleine betreut habe. Beim DSC verteilt sich das anders. Hier gibt es mehr Teams und es sind rund 15 bis 16 Spieler in der Mannschaft. Das gibt intensivere Möglichkeiten, um gezielter zu arbeiten.“

INSIDE: „Du hast bei deinem vorherigen Verein noch die E-Jugend übernommen und betreust bei uns die D-Jugend. Wie groß sind die Unterschiede in den Altersklassen?“

Menke: „Sehr groß. In diesen Altersklassen machen die Kinder viele Entwicklungssprünge. In der F-Jugend ist der Trainer eher eine Bezugsperson, die viel Zuwendung geben muss. Dort geht es nicht so sehr um die Trainingsinhalte, die Kinder sollen Spaß am Fußball bekommen. In der E-Jugend ist es ähnlich. Dort besteht das Training aus spielerischen Elementen und Koordinationsübungen. Ab der D-Jugend geht es dann um Leistung und das Thema sich messen und beweisen müssen, gewinnt an Bedeutung. Gerade beim DSC haben wir sehr gute Spieler, die in der Woche noch ein Extratraining am Stützpunkt in Paderborn haben. Da geht es schon darum, die Kinder gut zu fördern und weiter zu entwickeln. Die Verantwortung ist anders.“

INSIDE: „Es gibt die Diskussion auch in der D-Jugend die Tabellen abzuschaffen. Wie siehst du das?“

Menke: „Ich tendiere in die Richtung, habe aber auch kein Problem damit, wenn die Tabellen ab der D-Jugend gelten. In der F- und E-Jugend brauchen wir sie nicht. Dort werden oft sehr hohe Ergebnisse erzielt, wodurch die Kinder bei Niederlagen aufgrund des Torverhältnisses und des Tabellenplatzes bloß gestellt werden würden. Das ist nicht schön und überhaupt noch nicht notwendig. Die D-Jugend ist genau der Grenzbereich.“

INSIDE: „Vor 20 Jahren konnten wir auch Fußball spielen, obwohl es in der F- und E-Jugend Tabellen gab. Was hat sich verändert?“

Menke: „Das Denken. Auch in der Trainerausbildung. Die Kinder sollen Spaß am Fußball haben. Es ist doch nicht so, dass sie in der F- oder E-Jugend vom Platz gehen und nicht wissen, wie das Spiel gelaufen ist. Die Kids wissen, wie viele Tore sie gemacht und wie viele sie kassiert haben. Der Fußball ist ein Ergebnissport. Damit ist es dann aber auch gut. Der Leistungsgedanke kommt früh genug. Zu meiner Zeit gab es auch noch Tabellen in der F-Jugend. Wenn man Meister geworden ist, war das super. Dann bekam man eine Urkunde und Medaillen. Wurde man nicht Meister, die Schulfreunde aber schon, weil sie in einem anderen Team waren, machte das auf Dauer keinen Spaß.“

INSIDE: „Musst du deinen Ehrgeiz, gewinnen zu wollen, zurückstellen?“

Menke: „Ja. Das gilt für mich, aber auch für Eltern. Der Ehrgeiz oben zu sein, spielt immer eine Rolle. Es gibt Trainerkollegen, die sich stark an einer Tabelle orientieren. Das kann jeder machen, wie er möchte. Ich sehe aber speziell die D- und C-Jugend als Ausbildungsphase an, besonders im individuellen Bereich, egal, ob der Spieler stärker oder schwächer ist. Niemand sollte auf der Strecke bleiben. Einige entwickeln

sich früher, andere später, andere gar nicht. So ist das in dem Alter. Nur stur auf Leistung zu setzen, wäre falsch.“

INSIDE: „Was macht dich als Trainer aus?“

Menke: „Für mich ist es wichtig, dass Respekt vorhanden ist. Zu mir, aber auch untereinander. Ich respektiere die Kinder, sie sollen es ebenso machen. Streitereien und Meckereien möchte ich nicht. Die Mannschaftsführung und das Verhalten sind wichtig. Dazu brauchen wir natürlich den Ehrgeiz und den Willen, uns zu verbessern. Fußballer müssen sich in jedes Training reinhängen und alles geben.“

INSIDE: „Du hast die B-Lizenz. Wie weit geht es noch?“

 

Menke: „Das weiß ich noch nicht. Ich habe die B-Lizenz erst seit einem Jahr und möchte mit dem Wissen nun arbeiten und es vertiefen. Die Lehrgänge geben extrem viel mit und die Kontakte sind super. Das Wichtigste ist aber, die Erfahrungen mit der Mannschaft zu machen und die Dinge erst einmal umzusetzen. Sonst wird die Lizenz nur zu einem Statussymbol. Aber die Lizenz alleine macht den Trainer nicht aus. Man muss viel lernen und Erfahrungen sammeln.“