„Wenn an einem Tor fast alle Kinder beteiligt sind, habe ich die Faust in der Tasche“

Markus Wecker bezeichnet sich selbst als Papa-Trainer. Sein Sohn wollte bei den Minis Fußball spielen. Er übernahm das Traineramt und ist mittlerweile bis zur E1-Jugend mit aufgestiegen. Im Interview spricht er über das Trainerdasein, Gruppenprozesse und was ihm neben dem Ergebnis noch wichtig ist.

DSC-INSIDE: „Markus, wie war dein Einstieg in das Trainerleben?“

Markus Wecker: „Ich bin ein Papa-Trainer. Mein Sohn war bei den Minis. Dort sind noch keine Lizenztrainer. Es musste jemand von den Eltern machen. Ich habe selbst mal beim DSC in der zweiten Mannschaft gespielt, mein Kurzer wollte Fußball spielen. Also war ich dabei.“

INSIDE: „Spielt dein Sohn noch?“

Wecker: „Ja, er ist bei mir in der Mannschaft, das ist der Aufhänger. Es ist auch in dem Alter schon sehr zeitintensiv ein Traineramt zu übernehmen. Aber so verbringen wir noch etwas mehr Zeit miteinander. Die Familie ist natürlich eine Motivation.“

INSIDE: „Was ist so zeitintensiv?“

Wecker: „Die Vorbereitung. Die Gestaltung des Trainings. Sich Gedanken darüber zu machen, was die Jungs machen sollen. Sie haben in jedem Alter Ansprüche und die sind gerechtfertigt. Einfach nur den Ball hinlegen und sagen, macht mal, das funktioniert nicht. Das ist nicht mein Anspruch. Es geht auch um die Vorbereitung der Spiele. Ich schaue sehr genau hin, dass kein Spieler zu kurz kommt und jeder Einsatzzeiten bekommt. Das müssen wir Trainer im Trainerteam mit Eduard Berg, Daniel Austenfeld und Kevin Hund im Blick haben. Die Jungs sollen und wollen alle spielen und Spaß haben. VAber aus meiner Sicht ist das nötig, sonst bringe ich zu wenig für die Mannschaft.“

INSIDE: „Ein hoher Anspruch.“

Wecker: „Mir haben meine Trainer in der Jugendzeit auch viel gegeben. Ich habe gute Erinnerungen an meine Zeit. Da gab es Weihnachtsfeiern und Fahrten. Ich möchte das zurück- und weitergeben.“

INSIDE: „Kam eine Trainerlizenz nie in Frage?“

Wecker: „Es ist Interesse da, aber beruflich würde es nicht gehen. Ich habe nicht die Zeit.“

INSIDE: „Ist es richtig, dass die Tabellen und Ergebnisse in dem Alter noch nicht so zählen?“

Wecker: „In der E-Jugend wird mit Ergebnissen und Tabellen gespielt. In der F-Jugend war das nicht so. Natürlich leben alle Mannschaften in den Tabellen. Ich zeige sie den Kindern auch mal, weil sie es selbst sehen wollen. Sie sind in einem Alter, in dem sie wissen möchten, was hat das Spiel jetzt gebracht. Sie sind 10 Jahre, gehen auf eine weiterführende Schule und haben ein Verständnis für Ergebnisse und deren Auswirkungen. Sie fordern Tabellen ein. Danach ist es dann aber auch gut. Wir sind im letzten Jahr in der Staffel 5 Erster geworden. Das war jetzt keine schwere Staffel, aber die Kinder waren megastolz auf sich, haben sich als Meister gefühlt und dann war es in Ordnung. Der sportliche Wettbewerb darf nicht hinten runterfallen. Ganz verstehe ich nicht, warum die Tabellen komplett verteufelt werden, in der Schule geht es auch um Leistung. Man kann sie durchaus ohne Druck vermitteln.“

INSIDE: „Wie hoch ist die Konkurrenz zwischen den Trainerkollegen?“

Wecker: „Kollegial, auch mal freundschaftlich. Aber wenn das Spiel läuft, dann wollen alle gewinnen. Was ich aber kritisiere ist, dass es keine Schiedsrichter gibt. Das führt schon aufgrund der unterschiedlichen Wahrnehmungen oftmals zu Konflikten. Wenn sich zwei Trainer in einer hitzigen Partie einigen sollen, dann ist das extrem schwer. Gerade bei Kreismeisterschaften oder ähnlich knappen Spielen, habe ich schon Dinge gesehen, die fast eskaliert wären. Das ist als Vorbild kritisch. Zum Glück gibt es ab der D-Jugend Schiedsrichter.“

INSIDE: „Was bist du für ein Trainertyp?“

Wecker: „Mir ist wichtig, dass sich Fußball und Sozialverhalten die Waage halten. Es gibt Regeln, die beachtet werden müssen. Das ist eine Basis für ein gesundes Miteinander. In der Mannschaft soll es jedem gut gehen. Ich möchte keine Außenseiter haben, nur weil es unterschiedliche Talente gibt. Darauf achten wir im Trainerteam genau. Jeder ist akzeptiert. Das kann man über den Fußball super vermitteln. Die Jungs sollen die Grundwerte kennen, sich vernünftig begrüßen. Bitte sagen, Danke sagen. Es gehört sich auch als Torschütze, sich beim Vorlagengeber zu bedanken. Das funktioniert und es ist gut zu sehen, dass es Früchte trägt.“

INSIDE: „Wie konsequent muss man in dem Alter sein?“

Wecker: „Konsequent, aber ich brauche keine Strafrunden. Es war eine Entwicklung über die vergangenen Jahre. Die Mannschaft hat nach und nach verstanden, worum es geht und es verinnerlicht. Kinder brauchen Disziplin und Regeln, die gelten. Das fordern sie ein und sie möchten dafür gelobt werden. Das bringt Selbstvertrauen und ermutigt.“

INSIDE: „Welche Erwartungen hast du an die Saison?“

Wecker: „Wir definieren mit dem Team keine Ziele für die Tabelle. Wir wollen guten Fußball spielen. Das heißt für mich, viel Ballbesitz, hohes Passspiel. Ich mag keine Alleingänge. Ja, sie gehören dazu, weil es manche Spieler können. Es sind für mich aber die schönsten Tore, wenn viele Spieler vorher am Ball waren. Wenn es nach einem Spielzug aussieht, dann habe ich auch mal vor Freude die Faust in der Tasche. (lacht). Über ein gemeinschaftlich erzieltes Tor freuen sich alle viel mehr.“

INSIDE: „Wie schwer ist es, alle mitzunehmen?“

Wecker: „Ja, es kann sein, dass in dem Moment ein Spieler, der gut dribbeln kann, erst einmal etwas von seiner Stärke einbüßt. Das ist möglich. Andererseits verlernt er es nicht komplett. Er gewinnt den Teamgedanken dazu. Insgesamt ist mir das Gesamtpaket wichtiger, als mich nur auf einen Akteur verlassen zu müssen, der alle Tore für uns schießt. Es geht immer um die Mannschaft.   

INSIDE: „Hättest du so intensiv über die Entwicklung von Kindern nachgedacht, wenn du nicht Trainer geworden wärst?“

Wecker: „Als Vater denkt man natürlich darüber nach, wie sich die eigenen Kinder entwickeln. Aber die Prozesse in einem Team wären nicht so im Fokus gewesen. Es gibt mir einfach ein gutes Gefühl. Ich glaube, dass unser Weg, mit den Eltern, den Spielern und den Sponsoren gut ist. Es ist gewachsen. Wir haben eine Mannschaft, die Potenzial hat. Wir wollen sie entwickeln, nicht bremsen. Das hat jedes Kind verdient. Daher muss ich mich immer wieder schlau machen.“

INSIDE: „Gibt es für dich eine Grenze als Trainer?“

Wecker: „Darüber denke ich nach. Es klappt mit meinem Sohn gut, wobei es für ihn manchmal nicht einfach ist, wenn der Papa zuhause noch über das Spiel redet (lacht). Ich muss irgendwann loslassen.“