Es ging direkt von Null auf Hundert

Hubert Austerschmidt begann spät mit seiner aktiven Fußballerkarriere, merkte dafür aber umso früher, dass er an den Spielfeldrand muss. Seitdem ist der Leiter unserer Jugendabteilung unermüdlich für den Nachwuchs im Einsatz. Zum Tabellendruck im Kinderalter hat er eine klare Meinung

Jürgen Klopp, Ralf Rangnick, Joachim Löw, André Schubert und Hubert Austerschmidt. Ja, richtig gelesen. Die Aneinanderreihung der Namen ist bewusst so gewählt. Unser aktueller Geschäftsführer der Jugendabteilung würde zwar ebenso abwinken, aber es gibt zwischen all diesen Personen doch eine frappierende Gemeinsamkeit. Denn, große Fußballer waren sie nie, aber am Spielfeldrand haben sie schon einiges bewegt. Hubert Austerschmidt gehört dem DSC seit 1972 an. Der damals 21-Jährige begann zu der Zeit seine aktive Karriere in der dritten Mannschaft.

Ein Einstieg von Null auf Hundert 

Das wäre nur eine Randnotiz geblieben, hätte der junge Austerschmidt nicht auch direkt Verantwortung als D-Jugendtrainer übernommen. Die Mannschaft begleitete er bis zur A-Jugend. „Damals ging es von Null auf Hundert los. Aber die Verbindungen zu den Spielern existieren heute noch. Wir treffen uns mindestens einmal im Jahr“, sagt Austerschmidt. 1977 wurde er Mitglied im Kreisjugendausschuss des FLVW-Kreises Paderborn, übernahm dort Staffelleiterfunktionen und trainierte zudem diverse Kreisauswahlen. Mit der B-Jugend Kreisauswahl wurde er Vizewestfalenmeister. Da gehört ein gewisser Günther Kutowski, der später bei Borussia Dortmund Karriere machen sollte, zu seinen Schützlingen. Bereits 1980 wurde Austerschmidt Geschäftsführer unserer Jugendabteilung und er ist es bis heute. „Zu der Zeit mussten die Spieleinladungen und Spielberichte noch per Hand ausgefüllt werden. Das geht mittlerweile zum Glück leichter“, schmunzelt der 64-Jährige, der gleichzeitig noch als Kassierer fungiert. Seiner Leidenschaft für den Fußball tat die Schreibarbeit keinen Abbruch. Stattdessen hatte Austerschmidt noch jede Menge weitere Ideen im Kopf, die er nach und nach umsetzte.

Ein Mann mit vielen Ideen und einer klaren Meinung zum Leistungsdruck

1998 wurde im DSC die Damenmannschaft gegründet. Logisch, dass der Fußballbegeisterte Vater von vier ebenso fußballvernarrten Töchtern und einem Sohn nicht lange überredet werden musste. Er übernahm den Posten an der Seitenlinie und trainierte die Mädchen von der U13 bis zur U17. Aktuell ist Austerschmidt weiterhin Coach unserer U17-Mädchen in der Bezirksliga. Seine Tochter Beate trainiert die U17 II-Mädchen und kann dort auf jede Menge väterliche Erfahrung zurückgreifen. 2009 gründete Austerschmidt, eine seiner Töchter hat eine Behinderung, die erste und bislang einzige Integrativabteilung innerhalb eines Fußballvereins im Kreis Paderborn. „Wir hatten von Beginn an einen großen Zulauf und das ist bis heute so geblieben. Aktuell stellen wir dort zwei Teams mit insgesamt dreißig Spielern in einem jüngeren und einem älteren Jahrgang“, erzählt Austerschmidt, der besonders den unkomplizierten Umgang in den Gruppen schätzt. „Da geht es nicht um den Leistungsgedanken, sondern um den Spaß am Sport. Das merkt man sofort.“ Zum Ergebnisdruck im Kinderfußball hat er eine klare Meinung: „Wenn es nach mir geht, dann würde auch in der D-Jugend noch nicht nach Punkten und Tabellen gespielt. Der Druck nimmt sofort enorm zu, sobald eine Tabelle als Orientierungspunkt dazu kommt“, findet Austerschmidt. Gerade in den jungen Jahren, in denen sich die Kinder eh noch unterschiedlich schnell entwickeln, dürfe es „nicht darum gehen, die Kinder nach leistungsstark oder nicht leistungsstark auszusieben, sondern sie und ihren Spaß am Fußball individuell zu fördern. Viele Trainer schauen nur auf die Tabelle und fordern entsprechende Leistungen ein. So bleiben auch Kinder auf der Strecke.“ Inklusive der Integrativgruppen besteht die Jugendabteilung des DSC derzeit aus 27 Teams und ist somit die größte Nachwuchsabteilung im Fußballkreis Paderborn.

Die Platzbelegung ist eine Herausforderung

Eine Herausforderung, besonders was die Platzbelegungen angeht. „Natürlich gibt es immer wieder Diskussionen um Trainingszeiten und Platzgrößen. Ich greife auf jahrelang bewährte Muster zurück, aber irgendwann sind die Kapazitäten unserer Plätze halt auch mal erschöpft“, sagt Austerschmidt, der es aber nicht tragisch findet, wenn „die Teams mal zusammenrücken müssen. Das ist manchmal nicht zu ändern.“ Etwas Sorgen macht ihm die Gesamtentwicklung der Nachwuchsarbeit im Fußball. „Wir sind in Delbrück noch sehr gut aufgestellt. Trotzdem ist spürbar, dass es von Jahr zu Jahr schwieriger wird, Leute zum Beispiel für die Trainer- oder Betreuerposten zu begeistern“, bedauert Austerschmidt. Vielen fehle mittlerweile einfach die Zeit, sich auch noch ehrenamtlich in einem Sportverein zu engagieren. „Dazu kommt, dass Kinder und Jugendliche in der Schule heutzutage doch sehr unter Druck stehen und dann manchmal der Kopf für Fußball fehlt. Das ist sehr schade, aber wohl die aktuell so gewollte gesellschaftliche Entwicklung.“ Richtig findet er es trotzdem, dass sich der DSC im Sommer dazu entschieden hat, die A-Jugend und die B-Jugend dem Leistungsbereich der Senioren zuzuordnen. „Ab einem bestimmten Alter wollen es die Jugendlichen selbst. Die Absprachen zwischen der Jugendabteilung und den Senioren passen. Da ist alles gut“, sagt Austerschmidt. Und sollte das mal nicht so sein, dann wird er sich sicher zu Wort melden und Verbesserungsvorschläge einbringen. Das ist beim DSC bekannt, gewünscht und auch beim FLVW hoch angesehen. Nicht umsonst wurde er erst kürzlich mit dem Goldenen Jugendleiterehrenabzeichen des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes bedacht. Eine Auszeichnung, die sich Hubert Austerschmidt mehr als verdient hat.