"Mir ist es egal, wer die Tore schießt"

Leider hat sich die Verletzung von Jannik Welkener, alle waren zunächst von einem Bänderriss ausgegangen, als schwerwiegender herausgestellt. Im Interview spricht unser 25-jähriger Angreifer über die Diagnose, seine Rolle im Team und im Sturm und seine Rückkehr.

DSC-INSIDE: „Jannik, du bist aktuell verletzt. Wie ist der Stand bei dir?“

Jannik Welkener: „Leider nicht gut. Es ist mittlerweile herausgekommen, dass ich mir nicht nur einen Bänderriss zugezogen habe, sondern mein Knöchel auch noch gebrochen war. Das wurde bei den Röntgenaufnahmen im Krankenhaus leider nicht erkannt, was bitter ist. Es wird jetzt geklärt, was aktuell gemacht werden muss. Daher kann ich noch nicht sagen, wann ich wieder zurück bin. Es wird noch ein bisschen dauern.“

DSC-INSIDE: „Wie kam es zu der Verletzung?“

Welkener: „Das war eine unglückliche Aktion. Ich war mit einem Bein in der Luft und ein Mitspieler ist dann auf den anderen Fuß gefallen, der auf den Zehenspitzen stand. Dann hat es ein paar Mal geknackt und ich bin komplett weggeknickt.“

DSC-INSIDE: „Übel. Und dann noch die falsche Diagnose.“

Welkener: „Ja, ich dachte auch, es dauert sechs bis sieben Wochen. Ich habe zwischendurch immer wieder versucht, mit der Reha zu starten. Es waren aber immer Schmerzen im Fuß dabei. Jetzt weiß ich warum.“

DSC-INSIDE: „Ist das deine erste schwere Verletzung?“

Welkener: „Nein. Ich habe leider schon einiges mitgenommen. Das ist schon der fünfte Bänderriss. Den Hüftbeuger habe ich mir auch schon mal abgerissen. Wegen einer Leistenoperation war ich eineinhalb Jahre raus. Da war schon ein bisschen was. Ich weiß auch nicht, woher das alles gekommen ist. Bislang kam ich immer wieder zurück.“

DSC-INSIDE: „Kommen wir zum Sportlichen. Die Hinrunde lief gut, im neuen Jahr macht ihr nahtlos weiter. Woran liegt das?“

Welkener: „Wir sind mannschaftlich geschlossen und haben eine Breite im Kader. Jede Position ist mindestens doppelt besetzt. Das sieht man bei den langfristigen Verletzungen, wie jetzt von mir oder von Basti Walter. Dann rücken andere nach und bringen ihre Leistung. Wir können nachlegen, andere Vereine vielleicht nicht so.“

DSC-INSIDE: „Auf deiner Position als Mittelstürmer dreht Kevin Holz jetzt gerade richtig auf und macht Tore. Gönnst du ihm das trotz deiner Verletzung?“

Welkener: „Absolut, auf jeden Fall. Holzi soll so viele Tore machen wir möglich. Es war ja immer ein Wechsel zwischen uns. Mal stand er von Beginn an auf dem Platz, mal ich. Aber er kann ruhig noch ein paar Tore machen und die Liga kurz und klein schießen.“

DSC-INSIDE: „Mit deinen 25 Jahren gehörst du schon zu den erfahrenen Spielern im Team. Wie siehst du deine Rolle im Team?“

Welkener: „Ich bin kein Führungsspieler. Einerseits bin ich aktuell raus, andererseits aber auch eher ein ruhigerer Typ. Ich bin nicht laut in der Kabine oder ein Lautsprecher auf dem Platz. Das ist halt mein Charakter, mich eher zurückzuhalten und rauszunehmen.“

DSC-INSIDE: „Du bist auch im Sturm eher der Arbeiter, oder?“

Welkener: „Ja, ich arbeite viel und werfe mich rein. Ich bereite auch gerne für die anderen vor und muss nicht unbedingt derjenige sein, der die Tore schießt. Hauptsache, wir machen welche und das Team gewinnt. Ich bin eher der Anspieler, der sich gegen die Innenverteidiger aufreibt, den Ball klemmt und hält, Räume schafft, damit andere nachrücken können. Ich schieße auch gerne auf das Tor, setze aber lieber andere in Szene und diene der Mannschaft. Das war schon immer so und das ist meine Rolle. Alles okay.“

DSC-INSIDE: „Aber das ist doch auch undankbar. Man reibt sich auf, kämpft, legt vor, andere schießen die Tore und stehen in der Zeitung.“

Welkener: „(lacht). Ja, mein Gott. Das ist nebensächlich, wenn wir gewinnen. Ich will auch Tore schießen, aber okay, letztendlich ist es mir egal, wer die Tore macht. Natürlich ist das auch mal schwer gegen die großen Innenverteidiger in der Liga. Aber ich bin auch groß. Das passt schon so. Wenn ich dann ab und an auch mal treffe, ist das in Ordnung für mich.“

DSC-INSIDE: „Wolltest du immer schon in den Sturm?“

Welkener: „In meiner Jugend bei Arminia Bielefeld war ich schon groß gewachsen und der damalige Trainer wollte mich deshalb zum Verteidiger machen. Dagegen habe ich mich mit Händen und Füßen gewehrt. Ich wollte immer schon nach vorne vor das Tor. Wobei ich in Westenholz dann auch mal den Sechser gespielt habe, die Bälle verteilen. Das ist so mein Ding. Die Defensive eher nicht. Als ich nach Delbrück gewechselt bin, war aber klar, dass ich als Stürmer komme.“

DSC-INSIDE: „Du warst in der Jugend bei Arminia Bielefeld, dem VfL Osnabrück und dann in Rödinghausen. Die Vereine haben überwiegend einen professionellen Anspruch.“

Welkener: „Ja. In Bielefeld war ich fünf Jahre lang. Zur U15 ging es dann zum VfL Osnabrück, als es bei Bielefeld nach dem Abstieg der Profis in die 3. Liga bergab ging. Ich war zu der Zeit der Spieler in der Regionalliga West, der die meisten Tore geschossen hat in dem Team. Trotzdem wurden damals andere bevorzugt, die hochgezogen werden sollten in die U17. Ich komme aus dem Kreis Osnabrück und wohne genau zwischen Bielefeld und Osnabrück, daher habe ich mich umgeguckt. Das Jugendinternat von Hansa Rostock war damals auch ein Thema. Aber ich habe mich entschieden, doch zuhause zu bleiben.“

DSC-INSIDE: „War das aus heutiger Sicht die richtige Entscheidung?“

Welkener: „Naja, vielleicht hätte ich den Schritt nach Rostock machen sollen. Damals wollte ich es nicht. Ich bin zufrieden, wie es jetzt gelaufen ist. Das ist die Hauptsache.“

DSC-INSIDE: „War immer schon klar, dass Fußball deine Sportart ist?“

Welkener: „Ja, immer schon. Mein Vater war damals mein Trainer und hat gesehen, dass bei mir etwas mehr gehen könnte. Ich habe dann an Talenttagen in Bielefeld und Osnabrück teilgenommen, wurde da aber nicht genommen. Später gab es noch ein Training in Bielefeld und dann war ich dabei. Meine Eltern waren immer mit am Rand. Sie sind gefühlt mit mir jeden Tag nach Bielefeld gefahren, damit ich dort trainieren konnte. Anders wäre das auch nicht zu machen.“

DSC-INSIDE: „Eltern sind immer die schärfsten Kritiker.“

Welkener: „Ja, das ist auch nicht immer gut. Mein Vater und ich waren beide sehr ehrgeizig, aber letztendlich motiviert das auch und hat sich eingeruckelt. Er gibt auch heute immer noch ein Feedback von ihm, wenn er sich meine Spiele anschaut. Das hört halt nicht auf (lacht).“

DSC-INSIDE: „Wann kam die bewusste Entscheidung, doch nicht auf die Karte Fußball zu setzen und etwas zurückzuschrauben.“

Welkener: „Die ersten Gedanken kamen schon in dieser Wechselzeit nach Osnabrück, weil ich in der Phase meinen ersten Bänderriss hatte. Das geht dann in der Jugend recht schnell vorbei, aber auch mit der Entscheidung zuhause zu bleiben, ging es in die Richtung. Ich wäre ja nicht Profi geworden, nur weil ich den Schritt nach Rostock gemacht hätte. Das wäre keine Garantie gewesen. Nachher lebt man drei Jahre in Rostock, es wird nichts, man kommt wieder und hat hier nichts. Da bin ich schon früh sehr reflektiert gewesen. Es kamen dann weitere Verletzungen dazu. Mit 18 in Osnabrück hatte ich schon drei Bänderrisse und den Hüftbeuger gerissen. Da stellte sich die Frage, ob ich für den Profifußball gemacht bin. Daher war die Umorientierung richtig. Ich bin dann nach Rödinghausen gegangen. Hohes Niveau, aber eben nicht auf Profibasis. Ich wollte wieder Spaß am Fußball haben. Wir sind mit der zweiten Mannschaft aus der Landes- in die Westfalenliga aufgestiegen. Das war gut. Danach ging es weiter zu Fichte Bielefeld und dann zum BV Bad Lippspringe, wo ich allerdings aufgrund eines Wechselfehlers im Winter für ein halbes Jahr gesperrt worden bin. Ich hatte in der Zeit ein Studium in Paderborn begonnen. Es ging weiter nach Westenholz und dann nach Delbrück.“

DSC-INSIDE: „Da läuft es in Delbrück deutlich ruhiger.“

Welkener: „Ja, absolut. Ich bin jetzt im dritten Jahr hier und fühle mich beim DSC richtig wohl. Ich habe lange danach gesucht, nach einem Team, das so funktioniert, wie hier. Es gehört einfach für mich sehr dazu, dass ich mich im Verein gut fühle. Das ist aber für alle Spieler so.“

DSC-INSIDE: „Macht ihr dafür viel als Team?“

Welkener: „Sowohl als auch. Es passt gut zusammen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es mal richtig Streit im Team gab. Auch die Teamabende kommen nicht zu kurz (lacht). Da lädt jeder mal ein. Aber der Trainer weiß immer bescheid und wir machen das natürlich nicht vor einem Spiel.“

DSC-INSIDE: „Studierst du noch in Paderborn?“

Welkener: „Ja, ich habe etwas gebraucht, um mich zu orientieren. Ich bin am Sommer am bib International College fertig und mache dann direkt an der FHDW weiter. Ich studiere Wirtschaftsinformatik und habe da jetzt aber meine Position gefunden.“

DSC-INSIDE: „Tobias Henksmeier hat kürzlich seinen Doktor gemacht. Habt ihr euch gegenseitig angetrieben, um in die Gänge zu kommen?“

Welkener: „(lacht). Nein, tatsächlich nicht. Aber das ist eine gute Sache für ihn.“

DSC-INSIDE: „Du bleibst dann also auch über den Sommer hinaus in Delbrück?“

Welkener: „Wir sind in Gesprächen. Ich muss jetzt erst einmal gucken, wie es mit meinem Fuß weitergeht und wie lange das dauert. Aber ich sehe meine Zukunft schon in Delbrück.“

DSC-INSIDE: „Du musst dich jetzt zwangsweise mit anderen Dingen beschäftigen. Was machst du in deiner Freizeit?“

Welkener: „Ich trainiere die B3 beim DSC und bin daher weiter auf dem Platz. Das geht mit dem Fuß. Ich verbringe natürlich auch Zeit mit meiner Freundin. Sie darf auch nicht zu kurz kommen. Jetzt habe ich etwas mehr Zeit. Noch freut sie sich darüber (lacht).“

DSC-INSIDE: „Eine B-Jugend ist ein interessantes Alter.“

Welkener: „Ja, das merke ich. Man darf sich von den pubertären Jungs nicht alles gefallen lassen, aber den Spaß in der Kreisliga auch nicht ganz außen vor lassen. Die Jungs sollen gerne zum Training kommen. Mit mir kann man reden. Da braucht es ein gutes Mittelmaß.“

DSC-INSIDE: „Kannst du dir vorstellen, später als Trainer zu arbeiten?“

Welkener: „Ja klar. Ich habe in der Coronazeit meine B-Lizenz gemacht und habe mich auch für die Elite-Jugendlizenz qualifiziert. Das ist ein langfristiges Ziel nach dem Fußball, am Rand weiterzumachen.“

DSC-INSIDE: „Deckt sich denn deine Idee vom Fußball mit der von Detlev Dammeier?“

Welkener: „Natürlich. Was soll ich jetzt auch anderes sagen? (lacht). Nein, das passt schon. Ich bin eher der Fan von 4-4-2, weil das als Stürmer etwas angenehmer ist im offensiven Bereich. Aber unser 4-3-3 hat ebenso seine Vorteile, weil wir dort sehr flexibel und offensiv variabel sind. Die Präsenz vorne ist hoch. Dazu der Achter aus der Mitte, das wäre im 4-4-2 nicht ganz so. Ich spiele beide Varianten gerne. Da gibt es auch keine Diskussionen zwischen uns (lacht).“

DSC-INSIDE: „Auch wenn du noch verletzt bist, was sind die Ziele für die restliche Saison?“

Welkener: „Wir wollen weiter oben mit dabei sein, so lange es geht und weiter unsere Spiele gewinnen. Das wird noch eine spannende Rückrunde. Wir spielen noch gegen alle Teams von oben und können jeden schlagen. Ich denke, dass wir eine gute Rolle spielen können.“

DSC-INSIDE: „Und persönlich?“

Welkener: „Ich will wieder fit werden und in dieser Saison noch einmal richtig reinkommen. Das zählt jetzt erst einmal.“