Heiß auf den ersten Anpfiff

Christopher Stallein hat ein Flüchtlingsteam ins Leben gerufen. Wir haben das Team als dritte Seniorenmannschaft in den DSC integriert. Mit dem Start der neuen Saison darf die Mannschaft erstmalig am regulären Spielbetrieb teilnehmen. Hier die ganze spannende Geschichte.... 

 

Christopher Stallein ist 18 Jahre jung. In dem Alter gehen jungen Menschen viele Dinge durch den Kopf. Der Gedanke, eine Fußballmannschaft aus Flüchtlingen zu gründen, ist zumeist nicht dabei. Bei Stallein war das anders und in der Region Delbrück fand er dafür die nötige Unterstützung. In dieser Saison läuft das Team als 3. Mannschaft des DSC in der Kreisliga C Staffel 3 auf. 
„Das Thema Flüchtlinge hat mich von Beginn an beschäftigt. Ich wollte nicht einfach nur zuschauen, ich wollte helfen“, sagt Stallein, der sich selbst als einen Menschen mit „einer sozialen Ader“ bezeichnet. Diese muss ohne Zweifel vorhanden sein, denn „erst mit der Zeit ist mir klar geworden, welche Arbeit dahinter steckt. Letztendlich bekomme ich aber viel Dankbarkeit zurück und das ist es wert.“ Am 14. Juni 2015 versammelte sich das Team, bestehend aus Flüchtlingen unter anderem aus Syrien, dem Kosovo und aus Eritrea erstmalig. Zuvor hatte Stallein, der beim DSC in der C-Jugend aktiv war und zudem die Minis betreut hat, drei Monate lang alles vorbereitet. Ein großer Unterstützer war dabei von Beginn an die AWO. Kontakte wurden hergestellt, die Trikots entworfen und die Mannschaft bekam mit ‚Inter Delbrück‘, was für International Delbrück steht, einen eigenen Namen. Damit nahm sie an Hobbyturnieren teil. „Wir sind froh, dass die Flüchtlinge nun an regelmäßigen Spielen teilnehmen können. Das ist ein sehr schönes Gemeinschaftsprojekt der Stadt Delbrück, des DSC und der AWO“, freut sich AWO-Mitarbeiterin, Angelika Grabosch. Stallein ergänzt, dass „die Idee ohne die AWO und die dann folgende Unterstützung durch die Stadt und nun durch den DSC nicht umsetzbar gewesen“ wäre. Beispielsweise habe die Stadt Delbrück einen Aushang gemacht hat, dass Spieler für die Mannschaft gesucht werden. „Ich bin zudem selbst zu den Flüchtlingsunterkünften im Stadtgebiet gefahren und habe gefragt, wer spielen möchte“, erzählt Stallein. Als Trainingsfläche stand die Sporthalle an der Leipziger Straße zur Verfügung.

Unsere neue Dritte: Christopher Stallein (r.) hatte die Idee zu Inter Delbrück. 

Das Interesse war von Beginn an groß, die Bereitschaft, sich in eine Mannschaft einzugliedern bei den aufeinanderprallenden unterschiedlichen Kulturen nicht immer. Dazu kommt Stalleins noch junges Alter. Auch sein Kumpel und Co-Trainer Dominik Hermelingmeier, der immer wieder unterstützend mitwirkt, ist erst 18. „Zu Beginn fehlte es manchmal an Respekt. Da bin ich aber auch direkt und spreche es klar an. Es mussten auch ein paar Leute ausgeschlossen werden“, zeigt sich der Jungtrainer erstaunlich reif und durchsetzungsstark. Dafür hat er nun aber auch ein Team zusammen, dessen größtes Problem ab und an darin besteht, dass „man sich vor dem Sport halt aufwärmen muss. Ansonsten sind alle motiviert bei den beiden Trainingseinheiten am Montag und am Mittwoch dabei.“ Die dritte Einheit ist eine reine Laufeinheit am Freitag. „Da hat der eine oder andere dann gerne mal Fußprobleme“, schmunzelt Stallein. Mit der Teilnahme am regulären Ligabetrieb hat das aktuell 16-Mann starke Team noch einmal einen Schub bekommen. „Alle freuen sich darauf, sich nun in der Liga messen zu können. Im vergangenen Jahr war es manchmal schwer, den Spielern zu erklären, warum wir nur trainieren und Hobbyturniere spielen, aber keine Pflichtspiele absolvieren“, so Stallein. Dass die Mannschaft trotzdem noch außerhalb der Wertung läuft, hat laut Hubert Austerschmidt aus dem Vorstand des Delbrücker SC rein organisatorische Gründe. „Bei Flüchtlingen kommt man nicht ohne Weiteres an die nötigen Urkunden aus den Heimatländern, um die Spielerpässe korrekt zu beantragen und auch die Aufenthaltssituation ist noch nicht bei allen geregelt. Damit es keine Unstimmigkeiten mit den anderen Teams aus der Liga gibt, haben wir gemeinsam mit dem Verband beschlossen, dass wir Pflichtspiele durchführen, zu denen jeder Gegner antreten muss. Diese werden aber eben nicht gewertet“, beschreibt Austerschmidt. Der Kontakt zum Delbrücker SC kam übrigens dadurch zustande, dass der DSC selbst in der Sporthalle an der Leipziger Straße regelmäßig Flüchtlinge zum Training eingeladen hatte. „Es bot sich an, die Gruppen zu einer Mannschaft zusammen zu legen. Auch damit das Team draußen auf dem Feld spielen kann“, erzählt Austerschmidt. Der Verein zeigte sich „sofort offen und der Vorstand stand dahinter. Jetzt gehören wir fest als dritte Seniorenmannschaft Inter Delbrück zum DSC“, freut sich Stallein und kann es ebenso wie seine Spieler kaum erwarten, dass der erste Anpfiff ertönt.