Interview mit Niklas Huschen: "Geht eine Tür zu, geht eine neue auf"

Niklas Huschen spielte in der U17 und in der U19 mit dem SC Paderborn 07 in der Bundesliga. Trotzdem wechselte er im Sommer letzten Jahres zu uns.

DSC-INSIDE: „Niklas, du hast in der U17 und in der U19 des SC Paderborn 07 in der Bundesliga gespielt. Wie kam im Sommer der Sprung zu uns in die Westfalenliga?“

Niklas Huschen: „Ich habe früh genug erkannt, dass ich den Sprung in den Profifußball nicht schaffen werde. Daher war mir klar, dass mein Augenmerk auf dem Beruf liegen würde. Ich habe nun einen guten Ausbildungsplatz gefunden. Der Fußball ist ein schönes Hobby, aber der Fokus liegt klar auf der beruflichen Laufbahn. Ich bin dort im Medizinischen Zentrum für Gesundheit in Bad Lippspringe im Büromanagement. Die Ausbildung läuft über drei Jahre und ist gut.“

DSC-INSIDE: „In dem Alter zu sagen, dass es nicht reicht, ist nicht normal. Wie kommst du dazu?“

Huschen: „So vernünftig sollte man sein. Die Verantwortlichen in Paderborn sind auch rechtzeitig auf mich zugekommen und haben mit mir gesprochen. Ich habe in der U19 zwar jedes Spiel gemacht, aber die Verantwortlichen haben es anders gesehen. Das habe ich akzeptiert. Es ist kein Weltuntergang. So ist das Leben. Die eine Tür geht zu, eine andere geht auf.“

DSC-INSIDE: „Bist du grundsätzlich solch ein positiver Typ und ziehst immer das Positive aus den Sachen?“

Huschen: „Ja, das versuche ich. Was am Ende das Ergebnis ist, sieht man dann. Klar, es ist am Anfang traurig, dass es nicht geklappt hat. Aber, ich bin gesund, die Knochen sind heile. Alles okay. Ich habe auch viel von meinen Eltern mitgenommen. Grundsätzlich bin ich aber einfach positiv.“

DSC-INSIDE: „Der SC Paderborn 07 hat genau in deiner Übergangsphase zu den Senioren einen Umbruch eingeleitet. Viele Perspektivspieler für den Profikader werden erst einmal in der U21 geparkt, was es für den Nachwuchs schwer macht.“

Huschen: „Ja, das spielt mit rein. Ich hätte es in der U21 versuchen können, wollte das aber nicht. Der Aufwand wäre für die Perspektive zu hoch gewesen. Der Fokus liegt beruflich, das passt so. Mit dem Delbrücker SC habe ich einen Verein gefunden, der ein gutes Niveau hat. Die Gespräche mit den Trainern und Verantwortlichen liefen gut. Ich kannte schon ein paar Spieler. Daher war der Schritt in das Team leicht für mich.“

DSC-INSIDE: „Hast du dir den Start in den Seniorenbereich so vorgestellt, wie er am Ende war?“

Huschen: „Ich habe mir mehr Spielzeiten ausgerechnet. Aber es hat sich bewahrheitet, dass der Sprung vom Jugend- in den Seniorenbereich wirklich schwer ist. Ich frage mich auch, was den Sprung so schwer macht, weil ich durch die Bundesligazeit ein hohes Niveau kenne und die Ausbildung beim SCP gut war. Es ist einfach körperlicher, viele erfahrene Spieler sind in der Liga, die teilweise neun bis zehn Jahre älter und mit allen Wassern gewaschen sind. Daran könnte es liegen. Am taktischen oder spielerischen Verständnis eher nicht.“

DSC-INSIDE: „In die Rückrunde bist du besser gestartet, als im Sommer. Hat dir das halbe Jahr gut getan?“

Huschen: „Ja. Ich weiß jetzt mehr, wie die Liga tickt. In der Wintervorbereitung habe ich viele Minuten gespielt und mich gut präsentiert. Es ist schön, dass es dann so gut gelaufen ist für mich mit den beiden Spielen gegen Hiltrup und Rödinghausen II, in denen wir auch gepunktet haben. Ich hoffe, dass es so weitergeht.“

DSC-INSIDE: „Du hast auf der linken Seite angefangen, warst nach der Winterpause aber im zentralen Mittelfeld. Welche Position liegt dir eher?“

Huschen: „Ich liebe das Zentrum. In meiner Zeit beim SCP habe ich dort auch gespielt. In der U19 bin ich dann auf den linken Verteidiger gewechselt. Wenn ich mir eine Position wünschen darf, dann wären es die Positionen Sechs oder Zehn. Da kann ich das Spiel in die Hand nehmen. Das mache ich gerne.“

DSC-INSIDE: „Da hast du mit Gianluca Mazza und Mattis Klomfaß Konkurrenz. Das Angebot ist groß.“

Huschen: „So soll es aber auch sein. Man wächst aus der Konkurrenz und wird besser. Das ist gut so. Außerdem können wir dort sehr flexibel reagieren in verschiedenen Variationen.“

DSC-INSIDE: „Du gehörst zur jungen Garde. Wie ist die Beziehung zu den älteren Akteuren?“

Huschen: „Die ist top. Die Jungen sprechen mit den Älteren und anders herum. Klar, der Respekt ist da. Wenn die Älteren sprechen, dann ist Ruhe und man sollte sich daran halten. Aber an sich machen es uns die erfahrenen Spieler leicht, weil sie auf einer Ebene mit uns agieren. Sie haben eine gute Art mit uns zu sprechen, sind ganz seriös und solide. So soll es sein.“

DSC-INSIDE: „In der U17 des SC Paderborn 07 warst du Kapitän und hast Verantwortung getragen. Wird das von dir jetzt auch gefordert?“

Huschen: „Wenn man auf der Sechs spielt, muss man Verantwortung für das Spiel übernehmen. Wie viel das ist, entscheiden die Trainer und die eigene Persönlichkeit. Mit Patryk Plucinski und Lukas Cramer haben wir aber auch erfahrene Schultern im Team, auf denen die Verantwortung gut liegt. Trotzdem nimmt mich das nicht raus.“

DSC-INSIDE: „Der Verein setzt sehr auf junge Spieler. Wie siehst du das?“

Huschen: „Man braucht eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Leuten. Letztendlich entscheidet aber bei den Trainern die Leistung und das ist auch richtig so. Dann ist es egal, wie alt man ist. Es muss im Training und im Spiel etwas dabei herumkommen.“

DSC-INSIDE: „Wie bewertest du die Trainer, die du bislang hattest?“

Huschen: „Ich habe von jedem Trainer etwas mitgenommen, was für mich wichtig war. Mir war aber auch klar, dass Trainer nicht meine Freunde sein müssen, siehe die Entscheidung, ob es für mich beim SC Paderborn 07 noch reicht, oder nicht. Das aktuelle Trainerteam macht seine Sache ebenfalls gut. Sie gehen offen mit uns um, bereiten uns vor den Spielen gut vor, lassen uns aber auch Freiheiten.“

Foto: Voller Einsatz: Niklas Huschen (l.) hier im Duell mit einem Gegenspieler vom SV Rödinghausen. Foto: Mark Heinemann


DSC-INSIDE: „Auf deinem Aufgabenzettel steht aber bestimmt, dass es Zeit für dein erstes Tor wird, oder?“

Huschen: „(lacht). Dafür ist es immer Zeit. In den Testspielen hat es schon geklappt, aber ja, es wird Zeit. Das ist jetzt mein nächstes Ziel. Ich denke, ich treffe aus der Distanz mit dem Fuß. Es ist aber auch egal, Hauptsache das Ding zappelt im Netz. (lacht).“

DSC-INSIDE: „War für dich immer schon klar, dass du Fußball spielen willst?“

Huschen: „Ja, schon. Früher war immer der Ball dabei. Dann kam der Sprung zum SCP, mit den ersten Verträgen. Das ist natürlich schön in jungen Jahren. Die Erfahrungen mit den Westfalenauswahlen habe ich gerne mitgenommen. Die Erlebnisse kann nicht jeder erleben in den jungen Jahren.“

DSC-INSIDE: „Trotzdem gibt es ja auch Spieler, die mit dir gespielt haben und nun etwas höher spielen. Ist das okay für dich?“

Huschen: „Es ist gut so, wie es ist. Die Erinnerungen habe ich und das ist in Ordnung.“

DSC-INSIDE: „Du hast deinen Vertrag verlängert. Was erwartest du in den nächsten eineinhalb Jahren?“

Huschen: „Erst einmal passt es mit der Ausbildung super. Mir gefällt aber auch der Verein. Die Gespräche mit den Trainern waren gut, die Mannschaft stimmt. Ich möchte dem Verein auch etwas zurückgeben. Das waren die Beweggründe. Ich denke, dass wir uns noch entwickeln können und in der Tabelle auch weiter vorankommen werden. Wo wir dann landen, hängt von vielen Faktoren ab. Einer davon ist, ob ich endlich mal ein Tor mache (lacht).“