Delbrück ist des „Junkers“ Leidenschaft

„Hubert Brokmeier?“ - „Den kenne ich nicht.“ Wer alteingesessene Delbrücker so fragt, braucht sich über die Antwort nicht zu wundern. Unser langjähriges und stets aktives Vereinsmitglied ist zwar in Stadt und Region bekannt wie ein bunter Hund, das aber eben unter seinem Spitznamen. Und der lautet halt „Junker“. 

 

 

Bekommen haben muss Brokmeier, der unserem DSC 1962 mit elf Jahren beitrat, den Namen irgendwann in den 70er oder 80er Jahren. Junker heißt im mittelhochdeutschen so viel wie junger Herr. Eine weitere Bezeichnung ist Junggeselle. Passen würde es, denn der heute 64-Jährige ist zwar seit 25 Jahren mit seiner Lebensgefährtin Elisabeth zusammen, aber nicht verheiratet. Junggeblieben ist er sowieso. Mit dazu beigetragen haben seine beiden Leidenschaften. Fußball und Delbrück. „Einmal Delbrücker, immer Delbrücker. Ich wollte hier nie weg, weil ich alles habe, was ich brauche“, sagt der Postbeamte, der diverse berufliche Möglichkeiten bei der Deutschen Post ausschlug und der Region treu blieb. „Nur einmal, 1972, da habe ich mich für die Zeit der Olympischen Spiele in München als Postbote im Sportlerdorf beworben. Daraus wurde nichts. Aus heutiger Sicht, ist das auch besser so“, schmunzelt Brokmeier, der nicht lange überlegen muss, um viele weitere Anekdoten und Geschichten erzählen zu können. So wie jene aus der Startzeit seiner aktiven Karriere. 1962 bestand unser Sportplatz „noch aus einer besseren Sandfläche.

In der Jugend und bei den Senioren erfolgreich

An den Rändern gab es ein paar Grashalme. Der Ascheplatz kam dann allerdings schnell. So oder so, haben wir immer alles gegeben“, erzählt der einst technisch versierte Mittelfeldspieler, der in der C-, B-, und A-Jugend mehrmals Kreismeister wurde. In der Jugendkreisauswahl spielte er mit Wilfried Finke zusammen. Der Kontakt zum ehemaligen Präsidenten des SC Paderborn 07 besteht heute noch. Nach der Jugendzeit ging es für Brokmeier nahtlos in der ersten Mannschafte weiter. Dort feierte er einige Erfolge, wie 1974 den Aufstieg in die Landesliga. Eine Zeit, an die sich Brokmeier besonders wegen der regen Gemeinschaft gerne zurückerinnert: „Es ist heutzutage nicht mehr so üblich. Wir haben nach den Spielen noch lange in der Kneipe gesessen. Einerseits musste man damals halt so lange warten, bis die Ergebnisse der anderen Plätze durchsickerten, andererseits ging es uns einfach um die Geselligkeit“, so der 64-Jährige und ergänzt, dass „wir am späten Abend nach einer Niederlage dann eben doch noch gepunktet haben.“ Es war eine Zeit, in der es auch um das Anpacken ging: „Als der Platz im Winter mal verschneit war und angeblich nicht gespielt werden konnte, habe ich vom landwirtschaftlichen Betrieb meiner Eltern den Trecker geholt. Damit haben wir den Platz schon hinbekommen“, so Brokmeier. Es ist eine seiner hervorstechendsten Eigenschaften, wenn Hilfe gebraucht wird, dann ist „Junker“ zur Stelle und steht mit Rat und Tat zur Seite. „Es war früher schon so. Ein Team hat seine Pässe vergessen, der Verein soll natürlich keine Strafe zahlen. Also rein ins Auto und die Pässe nachbringen“, zuckt Brokmeier mit den Schultern.

Mit 22 Jahren in den Vorstand

Ebenso selbstverständlich wie dies, war es für ihn im Jahr 1973, also mit gerade einmal 22 Jahren, in den Vorstand des DSC zu rücken. Dort war er zunächst zehn Jahre lang zweiter Geschäftsführer unter Bernhard Scheller und im Anschluss bis 2003 erster Geschäftsführer. Besonders an die gemeinsame Zeit mit Gerhard Brautmeier erinnert er sich gerne zurück. „Gerhard war ein Typ, der mit angepackt hat. In der Phase wurden viele gute Dinge für den Verein angeschoben.“ Dazu gehören zum Beispiel die Einführung einheitlicher Kleidung für alle Teams, der Ausbau des Sponsorings oder auch der Anbau an das alte Sportheim, bei dem alle aktiv anpackten. Darüber hinaus war Brokmeier 24 Jahre lang als Schiedsrichter im DSC aktiv und aufgrund seiner ruhigen sowie kompromisssuchenden Art beliebt. „Man sieht sich immer zweimal im Leben und sollte Dinge vernünftig besprechen. Das habe ich auch bei Spielverlegungen so gemacht und immer gesagt, irgendwann sind wir auch mal darauf angewiesen“, betont Brokmeier.

Nach seiner Zeit als erster Geschäftsführer fuhr er sein Engagement in der ersten Reihe allerdings zurück, was nicht bedeutet, dass „Junker“ vom DSC oder dem Fußball Abstand nahm. „Das kann ich gar nicht. Aber die Zeiten hatten sich verändert. Es wurde alles schneller, die Spieler wechselten rascher die Vereine, Trainer wurden schneller entlassen. Das Thema Geld wurde mir zu groß. Zu meiner Zeit haben wir im Vorstand diskutiert, ob der Platzwart 10 DM mehr im Monat bekommt. Irgendwann ging es dann um Spieler-Ablösesummen von mehreren tausend Mark und am Ende um vielfach höhere Gesamtetats in Euro. Da muss man auch mal sagen, jetzt sollen andere nachrücken.“ Das war die Phase, als sich der DSC an dem damaligen angeblichen Verbandsvorzeigeprojekt Oberliga Westfalen fast übernahm. „Die Liga war von den Anforderungen her eine Nummer zu groß, was ja mittlerweile auch vom Verband wieder angepasst worden ist“, sagt Brokmeier, der sich seitdem verstärkt um unsere Alten Herren kümmert, dort organisiert und Spieltermine abspricht. „Was ich mache, mache ich richtig. Die Spieler sollen sich bei den Alten Herren wohl fühlen und gerne dabei sein.“ Für sein ehrenamtliches Engagement hat er zahlreiche Auszeichnungen und Urkunden bekommen. 2015 zuletzt die Auszeichnung als Ehrenamtsträger der Stadt Delbrück. Auch wenn Brokmeier nicht mehr in der ersten Reihe steht, so hat er die Entwicklung seines Herzensvereins weiterhin im Blick und ist aktuell sehr zufrieden. „Der Verein hat insgesamt eine tolle Entwicklung genommen. Wir haben dazu einen jungen und sehr aktiven Vorstand, der selbst mit anpackt und viele neue Ideen hat. So ist mir um den DSC nicht bange.“