„Wir werden den Weg nicht verlassen“



Okay, wir haben euch etwas zappeln lassen. Hier ist nun das Interview mit unserem neuen Vorsitzenden Elmar Westermeyer (l.), der bei der Mitgliederversammlung den Posten von Peter Hartmann übernommen hat. Hartmann stand aus zeitlichen Gründen nicht mehr zur Wahl. 

DSC-INSIDE: „Elmar, musstest du lange überredet werden, um den Vorsitz zu übernehmen?“

Westermeyer: „Diskutiert wurde das schon länger, ich war also nicht ganz unvorbereitet. Trotzdem war es für mich lange Zeit kein Thema. Bis zwei Wochen vor der Mitgliederversammlung habe ich fest daran geglaubt, dass Peter (Anm. Hartmann) weitermacht. Dann zeichnete sich allerdings ab, dass es nicht so kommt. Also habe ich es mit meiner Frau besprochen und es gemacht.“

INSIDE: „Das große Problem von Peter lag im zeitlichen Aufwand. Wie sieht es bei dir aus?“

Westermeyer: „Der Faktor Zeit ist bei einem Verein dieser Größenordnung immer entscheidend. Wir sind sportlich die zweite Kraft hinter dem SC Paderborn 07 und haben die größte Jugendabteilung im Kreis Paderborn. Das ist für alle Beteiligten ein Kraftakt. Beruflich bin ich als Vertriebsleiter zwar viel in Deutschland und in Österreich unterwegs, werde aber mein berufsbegleitendes Studium in St. Gallen Anfang 2017 abschließen und so wieder einige Freiräume bekommen. Zumal, wenn wir nur nach der verfügbaren Zeit gehen, kann es aus dem jetzigen Vorstand keine Person übernehmen. Der ausschlaggebende Punkt war, dass das Vorstandsteam ansonsten bestehen bleibt. Jeder kennt seine Aufgaben und das Team funktioniert hervorragend. Und wenn es zeitlich halt mal enger wird, lassen sich ein einige Dinge telefonisch oder auch per E-Mail lösen. Von der Verantwortung her, stehe ich an der Front, aber kein Vorsitzender könnte ohne Team dauerhaft arbeiten. Der Vorstand, die Jugendtrainer und Betreuer sowie die Mitglieder sind wichtige Säulen. Der Verein ist auf Personen angewiesen, die sich im Verein ehrenamtlich engagieren. Egal ob es das Trainieren von Kindern ist oder die Unterstützung bei Bauprojekten und Veranstaltungen (Anm. Leverkusen-Spiel, Mülltonnenaktion, Tombola). Neben den Ehrenamtlichen sind wir natürlich auch auf die Sponsoren angewiesen. Ohne die finanzielle Unterstützung dieser Unternehmen könnten wir den Verein in der Größenordnung gar nicht aufrechterhalten. Hier ist besonders Heinz Austerschmidt herauszuheben, der den DSC schon zig Jahre treu unterstützt.“

INSIDE: „Bei deiner Vita im Verein ist es eigentlich logisch, dass du irgendwann mal Vorsitzender des DSC wirst.“

Westermeyer: „Das haben mir einige Leute schon vor Jahren prophezeit (lacht). Ich bin jetzt 39 und davon 32 Jahre im Verein. Ich habe sämtliche Jugendteams durchlaufen, war elf Jahre als Torwart in der ersten Mannschaft und bin in die damalige Verbands- und dann in die Oberliga aufgestiegen. Dazu habe ich Jugendteams trainiert, war Torwarttrainer, Kassenwart, habe drei Jahre lang das Stadionmagazin verantwortet. Meine beiden Söhne spielen auch schon im Verein. Natürlich ist eine starke Bindung zum DSC da, keine Frage.“

DSC-INSIDE:
„Wie ist der DSC aus deiner Sicht aufgestellt?“

Westermeyer: „In den letzten Jahren haben wir uns einen sehr guten Status erarbeitet und sind auf Kurs. Wir arbeiten daran die Verbindlichkeiten komplett zu tilgen. Die NRW-Liga war sportlich eine klasse Geschichte, aber sie war einfach zu teuer. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass die Liga in der Form nicht mehr existiert. Der Verband hat es damals ebenso erkannt. Die Altlasten tragen wir noch mit uns herum. Aber, wir sind optimistisch, dass wir da auf einem guten Weg sind und die Entschuldung hinbekommen.“

DSC-INSIDE: „Wie groß ist der Balanceakt, auf der einen Seite auf die Finanzen zu schauen und gleichzeitig den Status quo zu halten?“

Westermeyer: „Natürlich ist das ein Spagat. Wir wollen fußballerisch attraktive Mannschaften auf das Feld schicken. Es ist gut, dass wir mittlerweile die Philosophie haben, auf die Jugend zu bauen. Das gilt auch für unsere jungen, talentierten Trainer im Nachwuchs. Wir wollen in der Summe keine teuren Spieler von auswärts holen, sondern viele Jugendspieler integrieren. Es schafft aber eben nicht jeder und es hat auch nicht jeder die Geduld, es zu schaffen. Dabei zeigt eigentlich die Erfahrung, dass sich die wenigsten Spieler direkt im ersten Seniorenjahr in der Westfalenliga durchsetzen. Die Meisten nehmen erst den Umweg über die zweite Mannschaft oder einen anderen Verein, gewöhnen sich an den Seniorenfußball und kommen dann wieder. Der Fußball ist in vielen Bereichen ein Balanceakt.“

DSC-INSIDE: „Ändert sich das bald, weil die U19 und die U17 intern nun schon zum Seniorenbereich gehören und viele Spieler regelmäßig in der ersten oder zweiten Mannschaft trainieren?“

Westermeyer: „Das wird die Zeit zeigen. Momentan läuft es aber gut an und wir können sehen, dass viele Jugendspieler bleiben. Selbst, wenn sie nicht direkt den Sprung in die erste Mannschaft schaffen. Das ist positiv. Trotzdem, einfach ist es selbst in der U23 in der Kreisliga nicht. Die Jungs merken schnell, dass auch dort Fußball gespielt wird. Gerade dann, wenn es gegen ältere, routinierte Gegner geht. Wir haben mit das jüngste Team der Kreisliga. So oder so braucht jeder Spieler eine Anpassungszeit, wenn er aus der Jugend zu den Senioren kommt.“

DSC-INSIDE: „Wie wichtig ist es, dass die genannten Jugendteams schnell wieder in die Landesliga aufsteigen?“

Westermeyer: „Das ist in unserem Leistungsbereich schon ein wichtiges Ziel. Für mich gehört auch die U15 mit dazu. Die Teams sind gut aufgestellt, aber am Ende brauchen sie immer noch das nötige Glück. Mir ist aber ebenso wichtig, zu betonen, dass wir weiterhin den Spagat zwischen Breiten- und Leistungssport schaffen wollen. Beim Delbrücker SC kann jeder Fußball spielen, auch wenn es bei dem Spieler keine Leistungsambitionen gibt. Niemand soll bereits in frühen Jahren den Verein wechseln müssen. Wir wollen alle mitnehmen und nach dem jeweiligen Willen und Leistungsvermögen fördern. Aber, den Wünschen der Trainer, Spieler und der Eltern gerecht zu werden, ist eine Herkulesaufgabe und ehrlich gesagt oft nicht machbar.“

DSC-INSIDE: „Wann muss die U23 in die Bezirksliga aufsteigen?“

Westermeyer: „Das braucht Geduld. Es gab einen Umbruch im vergangenen Sommer, der nächste steht im kommenden Sommer 2017 bevor. Dann haben wir eine gute, junge Mannschaft mit viel Perspektive. Aber, das Team ist eben noch sehr jung. Den Aufstieg in die Bezirksliga kann man nicht erzwingen, ist eher ein langfristiges Ziel. Druck gibt es erst recht keinen.“ 

DSC-INSIDE: „Unsere Erste hat in der letzten Saison knapp den Aufstieg in die Oberliga verpasst. Klappt es in diesem Jahr?“

Westermeyer: „Wenn es klappt, wäre das eine super Geschichte und wir könnten uns auf interessante Spiele gegen Lippstadt, Gütersloh und vielleicht die U21 des SC Paderborn 07 freuen. Wichtig ist aber auch dann, dass wir unseren Weg nicht verlassen werden. Der Oberligakader würde überwiegend aus jungen Talenten bestehen. Damit gehören wir dann sicher nicht zu den Top-Fünf der Liga und müssten uns an anderen Zielvorgaben orientieren. Erkaufen werden wir uns den Aufstieg nicht. Aktuell besteht nicht nur der Kader zu 50 Prozent aus Spielern aus der DSC-Jugend. Spieler aus den eigenen Reihen wie Daniel Mehlich, Matthias Riemer, Daniel Austenfeld, Tobias Henksmeier, Patrick Kurzen, Maxi Meyer und Mario Freise stehen regelmäßig in der Startformation. Wir wollen erreichen, was möglich ist. Schaffen wir es jetzt nicht, in die Oberliga aufzusteigen, dann ist das kein Beinbruch. Eine schöne Saison, mit tollen Spielen, wie zuletzt gegen den Tabellenführer aus Haltern oder wie im Westfalenpokal gegen Verl, Wattenscheid und den SC Paderborn 07, ist auch fein. Das schöne ist doch, das Team kann völlig ohne Druck aufspielen. Den Aufstieg erwartet hier niemand.“

DSC-INSIDE: „Die stärkere Einbindung der Damen- und Mädchenteams in das Vereinsleben ist ein weiteres großes Thema.“

Westermeyer: „Dadurch, dass die Damen ihre Spiele immer am Hallenbad ausgetragen, entsteht nicht der ganz enge Draht zum Laumeskamp. Wir sind aber in sehr guten Gesprächen, wie wir das künftig ändern können. Mit der Aufnahme von Lisa Rodenbeck als Beisitzerin in den neu gewählten Vorstand ist bereits ein erster Schritt getan. Es war schön zu sehen, dass viele aus dem Team beim Heimspiel gegen Haltern im Stadion waren, um die Erste zu unterstützen.“

DSC-INSIDE: „Weg vom Leistungsgedanken. Wie wichtig sind Teams wie die Integrativgruppen oder die aus Flüchtlingen bestehende dritte Mannschaft InterDelbrück für den DSC?“

Westermeyer: „Sehr wichtig. Dass diese Teams zu uns gehören, macht uns stolz. Damit solche Projekte entstehen können, braucht es ein Zusammenspiel. Es muss immer jemand da sein, der das Thema anschiebt und die Initiative ergreift. Bei den Integrativgruppen war das Hubert Austerschmidt, bei InterDelbrück Christopher Stallein. Danach muss dann der Verein bereit sein, das ganze Drumherum, wie Trainingsmöglichkeiten und -materialien, Übungsleiter und so weiter, zu stemmen. Das hat bisher super funktioniert. Ich weiß von Eltern, die dreißig Kilometer fahren, weil sie eine solche Fußballmannschaft wie unsere Integrativgruppen für ihr Kind sonst nirgendwo finden, selbst in Großstädten nicht. Die sind froh und dankbar, dass es das bei uns gibt und engagieren sich mit. Das ist nicht nur für den Verein ein schönes Zusammenspiel, sondern auch für die Stadt Delbrück ein schönes Aushängeschild.“

DSC-INSIDE: „Wo soll der Verein in zwei Jahren stehen?“

Westermeyer: „Aus wirtschaftlicher Sicht wäre es schön, wenn wir in zwei Jahren schuldenfrei sind.  Darauf könnten alle Beteiligten Stolz sein. Sportlich wollen wir weiterhin erfolgreich sein. Den Erfolg mache ich dabei nicht nur an Aufstiegen oder Pokalsiegen fest.“ 

Weitere Vorstandsmitglieder: Neben Elmar Westermeyer (2.v.l.) gehören auch Frank Sundermeier (l. Geschäftsführer), Hubert Austerschmidt (2.v.r. Jugendvorstand) und Markus Berhorn (r. Marketing und Sponsoren) weiterhin zu unserem Vorstand. Peter Hartmann bleibt uns als zweiter Geschäftsführer erhalten.