„Beides hat immer zusammengepasst. Mit allen Ecken und Kanten!“

Er hört es nicht gerne, aber ohne die jahrzehntelange Unterstützung durch Heinz Austerschmidt wäre der Delbrücker SC nicht der Verein, der er heute ist. Umso mehr freut es uns, dass der große Freund des DSC kurz nach seinem 85. Geburtstag für eines seiner raren Interviews in der DSC-INSIDE zur Verfügung stand. (Interview aus dem Stadionmagazin)

DSC-INSIDE: „Herzlichen Glückwunsch nachträglich, Heinz.“

Heinz Austerschmidt: „Vielen Dank.“

DSC-INSIDE: „Du bist seit über 70 Jahren mit dem Fußball in Delbrück verbunden. Wie ging das alles los?“

Austerschmidt: „Ich hatte immer schon Spaß am Fußball und habe als zwölfjähriger Schüler noch im Vorgängerverein des DSC, dem 1925 gegründeten Ballsportverein Delbrück, gespielt. Ich kann mich noch an die letzte Partie während des Zweiten Weltkrieges 1944 erinnern, die gegen den BV Bad Lippspringe mit 2:2 endete. Die Bad Lippspringer sind damals mit der Straßenbahn, die aus Detmold kam, bis nach Sennelager gefahren. Dort gab es die Gesellschaft Westfälische Landes-Eisenbahn, die zwischen Sennelager und Wiedenbrück verkehrte. Die Lippspringer sind morgens um 8 Uhr mit der Straßenbahn losgefahren und um 11 Uhr in den Zug gestiegen, um zum Spiel zu kommen. In Delbrück sind sie am Bahnhof ausgestiegen und dann rund zwei Kilometer zu Fuß bis zu unserem Platz gelaufen. Dann haben sie gespielt und nach dem Spiel ging es wieder zurück.“

DSC-INSIDE: „Aus heutiger Sicht abenteuerlich. Wie ging es weiter?“

Austerschmidt: „1945 haben wir direkt nach Kriegsende wieder gegen den BVL gespielt und 2:16 verloren. Danach gab es noch ein Spiel gegen Neuhaus, welches 2:2 ausgegangen ist. 1949 wurde der BVD nach unschönen Szenen mit einem Schiedsrichter für zwei Jahre vom Spielbetrieb im Westdeutschen Fußballverband ausgeschlossen. Durch die Neugründung des Delbrücker SC im Jahr 1950 wurde diese Sperre um ein Jahr reduziert. Ich habe in der Zeit der Sperre mit sieben Delbrückern in Anreppen gespielt. Mein Vater hat dann mit anderen Delbrückern, die sich für den Fußball interessiert haben, die Gründung des Delbrücker Sportclubs angeschoben. Ich war als Jugendspieler von 1950 bis 1953 für den DSC in der A-Jugend als Rechtsaußen und als Mittelstürmer aktiv. Ein paar Tore habe ich schon gemacht (lacht). Das war meine Anfangszeit.“ 

DSC-INSIDE: „Lange hast du aber nicht gespielt.“

Austerschmidt: „Ich habe noch ein paar Spiele in der ersten Mannschaft in der damaligen Bezirksklasse gemacht. Dann kamen Verletzungen dazu, so dass ich mit 25 nur noch bei den Alten Herren gespielt habe. Mein Vater sagte mir schließlich, lass das Spielen sein und kümmere dich um die erste Mannschaft. Das habe ich ab 1958 gemacht. 1959 sind wir erstmalig unter Trainer Herbert Naugart in die Landesliga aufgestiegen. Eine schöne Sache, weil meine Freunde in der Mannschaft gespielt haben. Ich bin mittlerweile das älteste noch lebende DSC-Gründungsmitglied und habe sämtliche Höhen und Tiefen mitgemacht. Einfach weil ich Delbrücker bin und mich der Fußball fasziniert. Das ist ein toller Sport.“ 

DSC-INSIDE: „War das auch die Zeit, als du als Sponsor eingestiegen bist?“

Austerschmidt: „Mein Vater hat damals schon die Sportler mit Brot versorgt. Die Unterstützung hat sich bei mir fortgesetzt. Ich bin gelernter Industriekaufmann, habe den Beruf aber aufgegeben und von 1955 bis 1958 Bäcker gelernt. Ab 1960 habe ich einen eigenen Betrieb aufgebaut. Ich habe dann auch mit einigen Leuten die Bandenwerbung des DSC mit angeschoben. Die ersten 400 Meter sind bei uns im Betrieb entstanden. Das war die Zeit, als es losging.“

DSC-INSIDE: „An welche Erlebnisse erinnerst du dich gerne und an welche nicht?“

Austerschmidt: „Ich erinnere mich gerne an alle Aufstiege und nicht gerne an die Abstiege. Die haben mich geärgert. Egal welcher es war. Dazu kommt, dass ich über den Fußball auch Gerd Brautmeier kennengelernt habe. Er ist seit dem ein sehr guter Freund von mir. Ein hochintelligenter und seriöser Mensch, der mich all die Jahre begleitet hat. Gerd kam 1961 zu uns in den Landesligakader und war einer der besten Fußballer, den der DSC hervorgebracht hat. Man nannte ihn damals den jungen Beckenbauer der Landesliga. Das war ein richtiger Rastelli. Die Familie Brautmeier war nach dem zweiten Weltkrieg der Mittelpunkt des Delbrücker Fußballs. Ohne sie wäre nichts gegangen.“  

DSC-INSIDE: „Hast du den Fußball auch gebraucht, um Ablenkung vom geschäftlichen Alltag zu finden?“

Austerschmidt: „Ja, sehr. Ich habe sicher im geschäftlichen Leben viele Höhen und Tiefen erlebt. Wenn es mal nicht gut lief, war es immer schön, am Sonntag zum Sportplatz gehen zu können. Nach 90 Minuten war der Ärger vergessen. Das ist ein wichtiger Ausgleich für mich gewesen. Aber, der Betrieb hat nie unter dem Fußball gelitten. Das ist bis heute so. Anders wäre es nicht gegangen.“                                                                                     

DSC-INSIDE: „Wie hat sich der Fußball in den Jahrzehnten verändert?“

Austerschmidt: „Positiv. Er ist viel technischer, taktischer, konditioneller und schneller geworden. Das hat sich wesentlich verbessert. Natürlich ist auch viel mehr Geld im Spiel, wobei wir in Delbrück auch damals schon auf die Infrastruktur geachtet haben. So, wie es der heutige Vorstand ebenfalls macht. Die Anlagen, auf denen der DSC spielen kann, sind gut und waren für die Entwicklung des heutigen Delbrücker SC eine wichtige Grundlage.“

DSC-INSIDE: „Wie siehst du die Gesamtentwicklung des DSC?“

Austerschmidt: „Ich muss dem aktuellen Vorstand ein großes Lob aussprechen. Der Verein ist schuldenfrei. Das ist eine große Leistung nach den Problemen aus der Zeit, als wir in der NRW-Liga gespielt haben. Es ist auch schön zu sehen, dass im Kader der ersten Mannschaft und auch in der U23 viele Spieler sind, die aus dem eigenen Nachwuchs kommen. Das ist eine große Sache. Hubert Austerschmidt leistet stellvertretend für die Mitglieder im Nachwuchsbereich eine tolle Arbeit. Es gibt immer wieder neue Talente auch bei den Trainern. Viele Menschen sind ehrenamtlich und fleißig rund um den DSC engagiert. Die neuen Sportplätze im Stadion am Laumeskamp sind der nächste Schritt. Ich sehe die gesamte Entwicklung sehr positiv. Dem DSC geht es gut, ihm wird es auch in den nächsten Jahren noch gut gehen. Der Name Delbrücker SC strahlt über die regionalen Grenzen hinaus. Viele Spieler wollen bei uns spielen. Das ist schön.“ 

DSC-INSIDE: „Hast du einen Wunsch für die nächsten Jahre?“

Austerschmidt: „Der Aufstieg der Ersten in die Oberliga ist noch ein Traum von mir. Aber nur, wenn der DSC rundum gesund ist. Mit dem Trainer könnte es sogar funktionieren. Das Trainergespann ist über alle Maße in Ordnung. Detlev Dammeier geht in seiner Aufgabe absolut auf. Das ist schön zu sehen.“ 

DSC-INSIDE: „Kann man deine Jahrzehnte beim DSC eigentlich in wenigen Worten zusammenfassen?“

Austerschmidt: „Beides hat zu einhundert Prozent zusammengepasst. Mit allen Ecken und Kanten.“