6. Juni 2025

"Das war doch ganz erfolgreich"
Benjamin Braune

DSC-INSIDE: „Benji, dein Abschied bei uns hat ja schon fast die Dimension eines Thomas Müller.“

Benjamin Braune: „(lacht). Es sind einige Jahre zusammengekommen. Ist ja auch schon einige Zeit her, als ich als Spieler zum DSC gekommen bin. Mirko Vogt hat mich im Sommer 2009 zum DSC geholt. Die vier Jahre waren nicht nur sportlich toll, sondern ich habe auch sehr viele Leute kennengelernt, zu denen ich heute noch Kontakt habe. Elmar Westermeyer war damals Torwarttrainier der Ersten. Daher kenne ich ihn schon. Ich bin dann 2013 nach Scharmede gegangen, habe meine aktive Karriere dort beendet, Pause gemacht und hatte nie vor, Trainer zu sein. Das habe ich auch meinem Bruder damals so gesagt, Trainer werde ich nicht (lacht).“

DSC-INSIDE: „Warum hast du dann trotzdem in der Saison 2017/2018 unsere Zweite in der Kreisliga A übernommen?“

Braune: „Weil der DSC sehr hartnäckig war. Das wurde besonders von Dirk Brinkmeyer, dem Vater zweier ehemaliger Spieler von mir, sehr stark forciert. Dirk hat sich intensiv um mich bemüht, weil sein Sohn damals in der Zweiten gespielt hat. Ich kannte beide, weil ich parallel, als ich noch aktiv beim DSC war, mit Florian Fulland die D- die C-Jugend trainiert hatte. Damals waren Leute wie Jannik Diederichs und eben Leon Brinkmeyer dabei. So kam das alles zustande.“

DSC-INSIDE: „Hast du es jemals bereut?“

Braune: „Nein. Ich bin ihm aus heutiger Sicht sehr dankbar, dass er mich weichgeklopft hat. Meine Entschlossenheit war zum Start wirklich überschaubar. Dann habe ich gedacht, okay, wenn du hier bist, gibst du dem Ganzen eine Chance und probierst es aus. Wenn es mir nicht gefällt, gehe ich eben nach einem Jahr wieder. Aus einem Jahr als Trainer wurden acht (lacht). So unerfolgreich waren sie nicht.“

DSC-INSIDE: „Du hast das Team in der ersten Saison stabilisiert, bist dann ungeschlagen aufgestiegen und hast die Zweite seitdem zu einem der Topteams der Bezirksliga geformt. Das kann sich sehen lassen.“

Braune: „Die Blumen nehme ich gerne an. Es sind viele Dinge wirklich gut gelaufen. Mein eigener Anspruch war immer sehr hoch. Es war einfach angenehm, beim DSC zu arbeiten, weil es vom Vorstand nie Druck gab. Wir wollten irgendwann in die Bezirksliga aufsteigen, aber es gab keine Vorgabe, wann das passiert. Dass es in der zweiten Saison geklappt hat, ist eine tolle Sache. Von da an, waren alle zufrieden. Wir wollten trotzdem immer oben mitspielen. Zwischendurch war sogar mal Platz Eins greifbar. Ob die Landesliga für eine zweite Mannschaft aber gut gewesen wäre, weiß ich nicht. Wir gehörten immer zu den besten Vier und rücken auch jetzt wieder ran. Mit der Bilanz kann ich sehr gut leben.“

DSC-INSIDE: „Wie hast du dich als Trainer entwickelt?“

Braune: „Als Trainer habe ich mich um den taktischen Bereich deutlich mehr gekümmert, als zu der Zeit, als ich noch Spieler war. Ich wollte immer, dass mein Team 90 Minuten Gas gibt, kompakt auftritt und nach vorne spielt. Wenn man dann verloren hat, dann war es so. Aber die 90 Minuten Vollgas mussten sein. Es war immer maßgeblich für mich, in den Spiegel schauen zu können. Gleichzeitig geht es darum, eine gute Stimmung im Kader zu haben. Dass man aufrichtig und authentisch ist. Eine Mannschaft merkt sehr schnell, ob man ihr etwas verkauft, hinter dem man gar nicht steht. Man ist auch oft Pädagoge. Ich hatte in Delbrück immer das Glück, dass ich viele gute Typen im Kader hatte. Viele Spieler, die Wortführer waren, das Heft in die Hand nahmen und Dinge in die richtige Richtung gelenkt haben. Matthias Schulte zum Beispiel. Der hat immer gebrannt und auch die jüngeren Spieler an die Hand genommen. Jannik Diederichs, Matze Halfmann, zwei Toptypen, die jetzt auch in der ersten Mannschaft spielen. Sie hatten immer jede Menge Ehrgeiz. Oder jetzt Bager Ogan, der immer 90 Minuten Gas gibt. Solche Leute sind wichtig.“

DSC-INSIDE: „Ein wichtiger Teil deiner Arbeit war die Entwicklung junger Spieler für die Erste.“

Braune: „Genau, das war ein zentraler Punkt meiner Aufgabe. Einerseits ist es eine Herausforderung, weil die eigenen Ergebnisse stimmen sollen, andererseits geht es genau darum. Auch das hat gut geklappt. Maxim Jung, Jan Paterok, Jannik Diederichs, Matthias Halfmann, Hendrik Hermelingmeier. Ich glaube, ich kann selbstbewusst sagen, die Aufgabe haben wir erfüllt.“

DSC-INSIDE: „Wolltest du selbst nicht auch mal höher trainieren?“

Braune: „Nein, weil es ganz einfach beruflich nicht möglich war. Ich hatte immer wieder Anfragen aus der Landesliga von fast allen umliegenden Vereinen, die in der Liga unterwegs waren. Das ging schon nach unserem Aufstieg in die Bezirksliga los. Ich habe sie alle abgelehnt, weil ich mich in Delbrück sehr wohl gefühlt habe und wusste, was ich am Verein habe. Es wäre aber auch mit meinem Beruf nicht vereinbar gewesen. Ich bin als Sporttherapeut selbständig und habe viel zu tun. Aktuell ist es zum Beispiel so, dass ich dienstags und donnerstags bis 19 Uhr Kurse in Scharmede habe und um 19 Uhr fängt das Training beim DSC an. Ich komme also immer zu spät auf den Platz und merke, dass dann schon mal etwas fehlt, was durch Telefonate nicht aufzufangen ist. Die direkten Gespräche vorher in der Kabine und so weiter. Meine Familie soll auch nicht leiden. Meine Tochter ist fünf geworden und freut sich, wenn ich zuhause bin. Das sind auch Gründe, warum ich jetzt aufhöre.“

DSC-INSIDE: „Welche besonderen Momente bleiben bei dir hängen nach all den Jahren?“

Braune: „Als Spieler ist mir meine vorletzte Saison hängen geblieben. Wir sind, ich meine Sechster, geworden. Stefan Parensen, Ole Siegel, Alex Henke, Christoph Escherhaus, Florian Fulland, Dominik Hansjürgen, Peter Berhorst, ich habe bestimmt noch welche vergessen. Der Teamgeist war schon super. Wir haben nach dem Training oder dem Spiel noch eine Stunde in der Kabine gesessen und hatten eine richtig gute Zeit. Als Trainer war die Aufstiegssaison natürlich ein Wahnsinn. Von 28 Saisonspielen haben wir 26 gewonnen. Nach den ersten drei Spieltagen hatten wir schon die beiden Unentschieden der Saison abgehakt. Danach kamen 25 Siege am Stück. Dann die Aufstiegsspiele gegen TuRa Elsen im Anschluss. Im Hinspiel bei uns spielen wir 3:3. In Elsen gewinnen wir und steigen auf. Die Euphorie und die Momente bleiben im Kopf.“

DSC-INSIDE: „Wie siehst du die Gesamtentwicklung des Fußballs? Du hast ja auch einige junge Spieler erlebt.“

Braune: „Der Fußball hat sich technisch und taktisch unheimlich entwickelt. Der Sprung von mir als Spieler hin zu den Anforderungen als Trainer ist schon enorm. Ich habe als Spieler, als ich noch beim SC Paderborn war, ja auch mal ein halbes Jahr unter Jos Luhukay bei den Profis trainiert. Das wäre heutzutage nicht mehr möglich, weil ich technisch nicht gut genug gewesen wäre. Ich habe viel Physis und Zweikämpfe mitgebracht, hatte einen guten Schuss, aber technisch war das wenig. Die Jungs sind heute stärker unter Druck, haben weniger Zeit, die Dinge zu lösen, weil anders angelaufen wird. Selbst in der Bezirksliga schon. Damals ging es um gute Flanken und gute Kopfbälle. Das konnte ich mit meinem linken Fuß (lacht).“

DSC-INSIDE: „Bist du dir eigentlich sicher, dass du so einfach aus dem typischen Fußballrhythmus aus Training und Spiel rauskommst?“

Braune: „(lacht). Ich werde mit Sicherheit immer mal wieder auf dem Sportplatz sein. Besonders beim DSC. Es sind ja auch viele Beziehungen zu den Leuten hier entstanden. Da werde ich da sein. Aber ich freue mich auch darauf, dass der Puls mal wieder runtergeht und ich mir die Spiele entspannter anschauen kann. Der Ehrgeiz ist nach wie vor groß. Ich gucke immer nach Optimierungsmöglichkeiten und habe selten einen Gang rausgenommen. Das verursacht auch Stress. Wenn wir dann gewonnen hatten, fiel der Druck ab. Das vermisse ich bestimmt. Andererseits ist weniger Verantwortung auch mal ganz dankbar. Aber weg ist die Begeisterung für den Fußball natürlich nie.“

DSC-INSIDE: „Vielleicht schickt dich deine Familie irgendwann mal wieder auf den Platz.“

Braune: „Vielleicht (lacht). Aktuell glaube ich aber nicht, dass ich noch einmal etwas als Trainer machen werde.“

DSC-INSIDE: „Was wünscht du dem Delbrücker SC für die Zukunft?“

Braune: „Die Entwicklung des DSC ist über die Jahre gesehen sehr positiv. Als ich noch Spieler war, gab es vieles davon noch nicht. Der neue Kunstrasen war noch nicht da. Das Flutlicht gab es nicht. Die Trainingsplätze nicht. Die Bedingungen waren ganz anders. Was Elmar Westermeyer und sein Team auf die Beine gestellt haben, ist enorm. Auch bei den Sponsoren ist der DSC breiter aufgestellt. Der Jugendbereich ist stark gewachsen und nach oben gekommen. Die zweite Mannschaft hat sich entwickelt. Das Angebot für Mädchen- und Damenfußball ist toll. Zu meiner Zeit gab es die erste Mannschaft und dann erst einmal nichts. Wenn die Erste trainieren wollte, war der Platz belegt, fertig, aus. Da hat sich zum Glück viel mehr ein Zusammen entwickelt. Das hat dem Verein sehr gut getan. Die Verzahnung zwischen der ersten und zweiten Mannschaft ist sehr gut. Detlev Dammeier hat einen großen Anteil daran. Die Durchlässigkeit muss bleiben und ich hoffe, dass noch viele junge Spieler den Sprung in die Erste schaffen.“

DSC-INSIDE: „Leider steigt die Erste aus der Westfalenliga ab.“

Braune: „Ja, da geht eine Ära erst einmal zu Ende. Das ist schade, weil es auch nicht leicht ist, aus der Landesliga wieder aufzusteigen. Andererseits kann es für die Zuschauerentwicklung gut sein, wenn man sich die Derbys anguckt, die jetzt kommen. Trotzdem wäre es schön, wenn der DSC schnell wieder die zweite Kraft hinter dem SCP wird.“

DSC-INSIDE: „Also, letzte Worte?“

Braune: „Es war eine tolle Zeit, sowohl als Spieler, als auch als Trainer. DSC, gehe deinen Weg weiter und bleibe vor allem auch so weltoffen. Integration klappt über den Fußball hervorragend, was täglich zu sehen ist. Das ist ein tolles Statement gegen den rechtspopulistischen Mist, der so durch die Welt wabert.“